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In welcher Beziehung steht Godly Play/GOTT IM SPIEL zu anderen religionsdidaktischen Konzepten?

Godly Play/GOTT IM SPIEL hat Bezüge zu klassischen wie aktuellen religionspädagogischen Konzeptionen. Einige seien hier stichwortartig und exemplarisch genannt.
Der sorgfältige Umgang mit der biblischen Vorlage (Biblische Texte verstehen) und die durch die Ergründungsfragen angeregte existentielle Auseinandersetzung (sich selbst verstehen) lassen an den hermeneutischen Religionsunterricht und die hermeneutische Bibeldidaktik denken. Die Einteilung in Erzählgattungen ermöglicht zudem z.B. die Wahrnehmung von Unterschieden zwischen verschiedenen Sprachformen biblischer Texte. Zu überlegen wäre für den Lernort Schule, wie nicht nur den Erzählenden einer GOTT IM SPIEL-Einheit, sondern auch den Schüler:innen der biblisch-theologische Hintergrund im Sinne einer hermeneutischen Reflexion altersangemessen transparent gemacht werden kann.
In der GOTT IM SPIEL-Einheit lernen die Schüler:innen den Gebrauch von Zeichen kennen und erproben ihn selber im Ergründen und der Spiel- und Kreativphase – hier sind Grundvollzüge der Zeichen- und Symboldidaktik berührt.
Das Fest kann als Beitrag zum liturgischen Lernen verstanden werden, wobei im schulischen Kontext nicht nur die Orientierung an einer Festkultur wichtig ist (z.B. das Kirchenjahr als Bezugspunkt oder die Mitgestaltung von Festen), sondern es ist am Lernort Schule auch wichtig, Distanzierungsmöglichkeiten zu schaffen (Stichwort: Überwältigungsverbot). Es geht entsprechend um exemplarisches Wahrnehmen und erprobendes Erleben, nicht Einüben religiöser Vollzüge oder Beheimatung in ihnen. Darauf macht die performative Religionsdidaktik aufmerksam. Das wäre auch ein Anliegen der Didaktik des Perspektivwechsels: Religion als eigenen Weltzugang erkennbar werden lassen und zwischen Innen- und Außenperspektive zu wechseln.
Einen besonderen Beitrag kann GOTT IM SPIEL zum Theologisieren mit Kindern und Jugendlichen leisten: Dieser Ansatz lebt ja vor allem von der Gestaltung der Gesprächskultur im Klassenzimmer. Dabei gelingt das Theologisieren als gemeinsame Suche nach Antwortmöglichkeiten auf theologische Fragen meist weniger gut im luftleeren Raum der Auseinandersetzung mit Fragen, sondern meist besser in der Begegnung mit herausfordernden Gegenständen bzw. mit den dargebotenen Geschichten, die Fragen auslösen und einen Gesprächsraum dafür öffnen. Die Lehrkraft bietet prägnante Anregungen und initiiert ein ergebnisoffenes theologisches Gespräch. Die Ergründungsfragen sind elementar und offen formuliert („Ich frage mich“). Sie führen die Schüler:innen (und die Lehrkraft) in eine fragende Haltung ein und tragen dadurch zur Gesprächskultur im Klassenraum bei. Die notwendige Reflexion – z.B., dass die Darbietung nur eine Lesart einer biblischen Geschichte oder eines biblischen Motivs präsentiert – und die Ergänzung und Kategorisierung von Fragen – z.B. in entscheidbare und unentscheidbare – müssten im weiteren Unterrichtsverlauf altersgemäß hinzutreten.

Hiltrud Stärk-Lemaire

Weiterlesen:

  • Steinhäuser, Martin: Godly Play als Instrument subjektiver Theologie. In: Bucher, Anton A. u.a. (Hg.): „Man kann Gott alles erzählen, auch kleine Geheimnisse“. Kinder erfahren und gestalten Spiritualität (Jahrbuch für Kindertheologie, Bd. 6). Stuttgart 2006, S. 65-79.
  • Lehner-Hartmann, Andrea et al.: Handbuch Religionsdidaktik. Stuttgart 2021.
  • Mette, Norbert: Das Kind als Geheimnis. Godly Play im Kontext katholisch-religionspädagogischer bzw. katechetischer Ansätze. In: Steinhäuser, Martin (Hg.): Godly Play: Das Konzept zum spielerischen Entdecken von Bibel und Glaube. Bd. 5: Analysen, Handlungsfelder, Praxis. Leipzig 2008, S. 22-30. (Entweder Link zur Literaturseite oder direkte Verlinkung zum pdf)
  • Kahrs, Christian: Von der „Frage nach Gott“ zur „Gottes-Vorstellung“. Ein Versuch über Godly Play als Kritik der evangelischen Religionspädagogik. In: Steinhäuser, Martin (Hg.): Godly Play: Das Konzept zum spielerischen Entdecken von Bibel und Glaube. Bd. 5: Analysen, Handlungsfelder, Praxis. Leipzig 2008, S. 31-40. (Entweder Link zur Literaturseite oder direkte Verlinkung zum pdf)
  • Freudenberger-Lötz, Petra: Theologische Gespräche mit Kindern. Untersuchungen
    zur Professionalisierung Studierender und Anstöße zu forschendem Lernen im Religionsunterricht. Stuttgart 22015.
  • Freudenberger-Lötz, Petra: Theologische Gespräche mit Jugendlichen. Erfahrungen – Beispiele – Anleitungen. Ein Werkstattbuch für die Sekundarstufe. München, Stuttgart 2012.

Verwandte Fragen:
Welchen Beitrag kann Godly Play/GOTT IM SPIEL zur Inklusion leisten?
Kann ich Godly Play/GOTT IM SPIEL in heterogenen Lerngruppen einsetzen?
Kann ich Godly Play/GOTT IM SPIEL auch in religionspluralen Gruppen bzw. im interreligiösen Unterricht einsetzen?

Wie kann ich konstruktiv mit Kritik von Eltern umgehen?

Godly Play/GOTT IM SPIEL im Religionsunterricht folgt dem Bildungsauftrag des Religionsunterrichts, das kann und muss auf kritische Nachfragen deutlich gemacht werden können. Mir sind kritische Nachfragen von Elternseite bislang nicht begegnet, kritische Rückfragen von Lehrkräften bezogen sich eher auf die praktische Umsetzbarkeit als auf das didaktische Konzept im schulischen Kontext. Bildungsplanbezug und Methodenfreiheit stellen den rechtlichen Rahmen sicher, in dem sich GOTT IM SPIEL im Religionsunterricht bewegt.
Kritischen Rückfragen gegenüber wäre es jedoch hilfreicher, die didaktischen Aspekte zu betonen: Didaktisch steht bei GOTT IM SPIEL im Religionsunterricht das Erleben biblischer Geschichten sowie das Deuten und Reflektieren im Mittelpunkt, liturgische Elemente wie bspw. das abschließende Gebet sollten deutlich markiert auf Freiwilligkeit setzen.
Ein konstruktiver Umgang mit Kritik wäre eine Einladung der Kritiker:innen in den Religionsunterricht, um sie miterleben zu lassen, wie die Schüler:innen GOTT IM SPIEL erleben und zu welchen Erkenntnissen sie gelangen können. Zudem könnte der Elternbrief im Handbuch für die Praxis (S. 270-271) auf den Kontext Schule angepasst werden.

Rainer Lemaire

Weiterlesen:

  • Kaiser, Ursula Ulrike u.a.: Gott im Spiel: Godly Play weiterentwickelt. Handbuch für die Praxis. Stuttgart u.a. 2018, Anhang 8: Elternbrief, S. 270-271.
  • Schweiker, Wolfhard: Bildungsauftrag und Religionsunterricht: Godly Play an der öffentlichen Schule. In: Steinhäuser, Martin (Hg.): Godly Play: Das Konzept zum spielerischen Entdecken von Bibel und Glaube. Bd. 5: Analysen, Handlungsfelder, Praxis. Leipzig 2008, S. 164-168. (Entweder Link zur Literaturseite oder direkte Verlinkung zum pdf)

Verwandte Fragen:
Wie passt Godly Play/Gott im Spiel zum Lehr-/Bildungsplan der einzelnen Schularten?